Verein Pro Waldmannburg
Warum ein Museum ?
Geschichte am Schauplatz erleben
Der 1997 gegründete «Verein Pro Waldmannsburg» erwarb 1998 die Burgruine Dübelstein von der Stadt Zürich mit der Auflage, den Unterhalt der Ruine als beliebtes Ausflugsziel sicherzustellen. Die Vision der Vereinsgründer war von Anfang an, anhand der Person Hans Waldmanns und seines Sitzes Dübelstein, Waldmann und dessen Zeit – das Spätmittelalter im Übergang zur Frühen Neuzeit – in einen grösseren historischen Kontext zu stellen.
Ein neues Zürcher Geschichtsverständnis
Noch heute wird das Zürcher Geschichtsverständnis und Selbstbildnis einer freien, bürgerlichen und reformierten Stadt der «Eidgenossenschaft» weitgehend durch ein Geschichtsbild geprägt, wie es von der Historiographie des liberalen Bürgertums nach 1848 – im Sinne einer Erfolgsgeschichte – herausgearbeitet wurde. In Bezug auf das mittelalterliche Zürich, in dessen Kontext die Geschichte der Burgruine Dübelstein sowie das Leben von Hans Waldmann darzulegen sein wird, erfährt dieses Geschichtsbild seine Einengung bis dato insbesondere aufgrund des Blickes durch die reformatorische Brille. Diese blendet nämlich genau das aus, was für das Mittelalter typisch war: Zürich als bedeutende Stadt im sogenannten Heiligen Römischen Reich, die Kirchen, Klöster, Burgen und Bündnisse mit anderen Städten und Herrschaften.
Die kulturelle und historische Bedeutung der Burg Dübelstein
Dem einstigen, hoch- und spätmittelalterlichen Bauwerk soll aufgrund seiner kulturellen und historischen Bedeutung im Kontext der Geschichte des mittelalterlichen Zürichs ein gebührender Platz eingeräumt werden. Im Mittelpunkt soll hierbei die Person Hans Waldmanns stehen, der in seinen späten Lebensjahren die Burg Dübelstein bewohnte und sich um die Burg herum eine eigene Herrschaft aufbaute. Im Museum Hans Waldmann soll anhand dessen Person die Geschichte der Burg, die Bedeutung Waldmanns sowie der Burg Dübelstein speziell für Dübendorf und für Zürich sowie jene der durch die liberale und reformierte Optik ausgeblendeten, typischen mittelalterlichen Institutionen dargelegt werden. Weiter soll ein Fokus auf historiographisch- und archäologisch-methodologische Fragestellungen gelegt werden. Exemplarisch anerbieten sich hierfür die Burgruine und die zahlreichen, während den Ausgrabungen in den 1940er Jahren gesicherten Fundstücke, die weiteren archäologischen Befunde, die bis in die heutigen Tage kontrovers dargestellte Person Hans Waldmanns sowie der hoch- beziehungsweise schwergewichtig spätmittelalterliche, historische Hintergrund. Dies mit dem klaren Ziel, am Beispiel der in den Jahren 1940er Jahren aus Forschungszwecken praktisch vollständig ausgegrabenen – und somit ihrer historischen Substanz weitgehend beraubten – Burgruine sowie den heute sichtbaren, 1943/44 wieder aufgebauten Grundmauern und einem neuen umfassenden Museum die Burg in ihrem historischen Kontext und in der Beziehung zur Stadt Zürich erlebbar zu machen. Bereits bei der Ruinensicherung in den Jahren 1943/44 waren praktische und didaktische Überlegungen wegleitend, weshalb man – im Vergleich zur heutigen Praxis den historischen Bestand nicht schonte und grosszügig rekonstruierte. Bröckelige oder instabile Mauerreste wurden abgebrochen. Die neuen Mauern wurden – zum Teil von Grund auf – bis zu einer definierten Höhe hinaufgezogen. Die Kronen wurden hernach mit Zement abgedeckt. In einzelnen Mauerkernen bzw. unter gewissen Zementmauern kann dennoch altes Mauerwerk erhalten sein.
Quellenverweis: M. SENN, Das mittelalterliche Zürich, 2007; R. WINDLER, in: Vom Dübelstein zur Waldmannburg, 2006, S. 61